Das Leben in Fülle haben
Wie ich es verstehe
„Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben" heißt es im Johannes-Evangelium 10,10
Hört sich viel versprechend an, was bedeutet es aber konkret?
Allgemeingültige Antwort auf die Frage gibt es nicht, jeder von uns muss seine eigene, ganz persönliche Antwort finden.
Ich habe mich auch auf die Suche gemacht. Zwei Zitate haben mir dabei geholfen. Eines davon stammt von Mutter Teresa, sie sagte einmal: „Die Zukunft beunruhigt uns. Die Vergangenheit hält uns fest. Darum entgeht uns oft die Gegenwart."
Ich glaube sie hat Recht, man muss im Hier und Jetzt leben. Was bringt es, ständig nach vorne zu träumen oder dauernd nach hinten zu grübeln? Damit meine ich nicht, sich nicht vernünftig mit der Zukunft zu beschäftigen, zu planen, vernünftig die Vergangenheit aufzuarbeiten, aus Fehlern zu lernen... Was soll aber ständiges Gefangensein im Vergangenen bringen? Gewesenes kann nicht mehr geändert, die Uhr nicht mehr zurückgedreht werden.
Und Planen um des Planens willen und nichts umsetzen kann es auch nicht sein.
Lustvolles Handeln im Hier und Jetzt bringt Genuss!
Das zweite Zitat ist von Meister Eckhart: „Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart. Der bedeutendste Mensch ist immer der, der dir gerade gegenübersteht. Das notwendigste Werk ist stets die Liebe."
Ich finde, dass das zwei wichtige Ergänzungen zum Leben im Hier und Jetzt sind. Keiner von uns ist für sich allein auf dieser Welt, niemand soll sich von der Gemeinschaft ausschließen.
Für den Nächsten da zu sein, ihn zu lieben wie sich selbst, das ist Fülle!
Fülle bedeutet auch nicht die Summe der Leistungen im Leben, Fülle meint das Leben selbst:
Mit Freude im Hier und Jetzt leben, das Zusammenleben mit den Menschen, insbesondere der Familie fördern und genießen, für andere da sein, helfen ohne sich aufzudrängen, die Natur und die Schöpfung wahrnehmen und genießen, sich an den Dingen, insbesondere den kleinen und einfachen freuen, seine Talente pflegen und einsetzen, Gastfreundschaft üben, Gott loben und preisen, dankbar sein... Ich kann dem Leben nicht mehr Tage geben, aber dem Tag mehr Leben. Das bedeutet für mich ein Leben in Fülle haben.
Oder wie es Don Bosco ausdrückt: „Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen."
Rudolf Tovarek